Liturgie Basics
Kinder im Gemeindegottesdienst
Kinder sind auch im normalen Sonntagsgottesdienst feiernde Subjekte. Als Teil der versammelten Gemeinde sollen auch sie bewusst, tätig und mit geistlichem Gewinn mitfeiern können. Um Gottes Nähe in der Liturgie erfahren zu können, brauchen Sie Zuwendung, hier und da auch direkte Ansprache und am besten kleine Aktivitäten oder Aufgaben. Ihre Kreativität und Bewegungsfreude können eine Bereicherung für alle sein.
Wie ein Kleinkind Gottesdienst-Feiern erfährt und lernt
aus: Dialog mit dem Auge. Gottesdienst-Extra (2011), S. 38–39
Was Kinder im Gemeindegottesdienst können und sollen, zusammengestellt beim Liturgischen Institut der deutschsprachigen Schweiz
… haben die Verantwortlichen in der Gemeinde einen Entschluss gefasst: Sie möchten es den Eltern leicht machen, ihre Kinder in den sonntäglichen Gottesdienst mitzubringen. Sie arrangieren ein Flair, in dem Kinder sich gerne bewegen und gedeihen. Und vor allem: sie reden darüber.
Tipps
- Vielleicht finden Sie eine Gelegenheit, Eltern zu sagen, wie sie ihren Kindern im Gottesdienst helfen können: erklären, was geschieht; die Nähe der Kinder suchen; auf Wichtiges aufmerksam machen; Kniebeuge und Kreuzzeichen machen; vorher schon mal eine Kerze anzünden; nur im schlimmsten Fall rausgehen; mit größeren Kindern die Gebete und Antworten lernen, damit sie aktiv mitfeiern können.
- Ein Hinweis in der Kirche informiert darüber, dass Familien mit Kindern besonders willkommen sind.
- Sie können die Gemeinde gelegentlich um Geduld bitten. Wie laut dürfen Kinder sein? Wo ist die Schmerzgrenze erreicht?
- In der Kirche steht eine Kiste mit religiösen Kinderbüchern.
- Es gibt einen „Kinderteppich“, eine Krabbelecke mit leisem Spielzeug.
- Kinderkunst schmückt die Kirche.
- Einige Bänke können für Eltern mit ihren Kindern freigehalten werden.
... gilt die Devise: Bei uns dürfen Kinder Kinder sein. Sie sind nicht nur geduldet, bis sie alles verstehen. Sie sind willkommen, denn auch bei uns gibt es so etwas wie ein Recht auf Kindheit. Vielleicht hat nicht jede/r ein ausgesprochenes Händchen für Kinder, aber Kinder ernst nehmen können wir alle. Dann wird unser Gottesdienst heilsam sein – nicht nur für die mitfeiernden Kinder. Kinder brauchen den Gottesdienst.
Tipps
- Heißen Sie mitfeiernde Kinder ganz ausdrücklich willkommen. Schaffen Sie eine Atmosphäre von Nähe und Geborgenheit. Kinder saugen die Atmosphäre ein (Erwachsene auch). Und wenn die wohltuend ist, hilft das über manches Befremdliche hinweg.
- Es ist gut, anwesende Kinder immer wieder einmal direkt anzusprechen. Dann wissen sie, dass sie wirklich gemeint sind.
- Für die Aufmerksamkeit ist ein erkennbarer roter Faden hilfreich, also keine Scheu vor Wiederholungen. Im Gegenteil.
- Kinder sind Seismographen: Sie werden unruhig, wenn sie nicht verstehen, was passiert (Erwachsene können sich benehmen).
- Es könnte sein, dass die Aufforderung „Lasset uns beten“ bei Kindern nicht gleich richtig ankommt. „Lasst uns beten, lasst uns einen Moment still werden und daran denken, dass Gott bei uns ist. … Wir falten unsere Hände.“
- Wir feiern unseren Glauben: Es muss also nicht durchgehend schrecklich ernst zugehen, schon gar nicht belehrend. Nicht nur Kinder wissen die gut erträgliche Leichtigkeit des Seins zu schätzen.
Der Gottesdienst beginnt mit dem Betreten der Kirche, mit dem Eintauchen in eine besondere Atmosphäre, mit einem freundlichen Empfang. Gottesdienst von Anfang an.
Tipps
- Am Eingang der Kirche denken wir daran, dass wir getauft sind, indem wir uns mit Weihwasser bekreuzigen.
- Wir begrüßen Gott beim Eintreten in die Kirche oder am Beginn des Gottesdienstes – zusammen mit den liturgischen Diensten mit einer (gemeinsamen) Kniebeuge; am Ende verabschieden wir uns auch so.
- Jemand Nettes begrüßt die Kinder mit ihren Eltern und bietet jedem Kind ein Kindergebetbuch oder Gesangbuch an.
- In der Adventszeit oder in der Karwoche kommen die Kinder schon eine Viertelstunde vor dem Gottesdienst und stellen das Evangelium mit biblischen Figuren/oder sie öffnen ein Säckchen des großen Adventskalenders.
Unser Gottesdienst ist ein Fest. Dafür sorgt besonders die Musik. Aber nicht von allein nach dem Motto „Orgel an und los“.
Tipps
- Ein kindgemäßes Lied ist in jedem Gottesdienst möglich.
- Kindgemäß sind Lieder und Gesänge, die Kinder gern singen.
- Kindgemäß sind Lieder und Gesänge, die Kinder mitsingen können: kurz, mit wenig Text und eingängiger Melodie. (Ein Verzeichnis kindgemäßer Lieder und Gesänge im Gotteslob gibt es hier)
- Kindgemäß sind Lieder und Gesänge, zu denen die Kinder klatschen oder sich anderweitig bewegen dürfen. (Beispiele und Anregungen bietet die Arbeitshilfe „Bewegt singen“)
- Kindgemäß sind kurze Kanons, Kehrverse, Liedrufe und Akklamationen. (Ein Verzeichnis aller Gotteslob-Kehrverse gibt es hier und eine Arbeitshilfe mit Akklamationen hier)
- Sicher reicht es nicht, einfach einen Gesang anzustimmen. Es wäre hilfreich, wenn die Kinder und die Erwachsenen zum Mitsingen angeregt werden, damit es wirklich das Lied der Kinder wird.
- Der Clou wäre, wenn die Gemeinde sich mit der Zeit ein Repertoire von Liedern aneignet, die auswendig gesungen werden können. („Wir preisen Deinen Tod...“; „Wir singen alle hallelu“)
- Kindgemäß und erwachsenengemäß ist auch eine entspannende Musik zwischendurch.
- Auch ein modernes Lied, bei dem Kinder nur zuhören und evtl. den Refrain mitsingen können, eignet sich, wenn Rhythmus und Melodie ansprechend sind.
Für Kinder ist es unnatürlich, eine Stunde lang am selben Fleck zu bleiben und still zu halten. Das ist ja auch nicht nötig. Bei uns haben Kinder etwas zu tun.
Tipps
- Die Kinder ziehen zusammen mit den liturgischen Diensten mit ein und aus.
- Vor der Eröffnung drehen sich Kinder und Erwachsene noch einmal um: „Schaut euch noch mal um, wer noch so da ist, winkt jemandem zu!“
- Das Kreuzzeichen zu Beginn machen und sprechen wir gemeinsam. Oder wir machen das „große Kreuzzeichen“: Im Namen des Vaters (Arme nach oben ausstrecken) und des Sohnes (Arme in Kreuzform nach rechts und links ausstrecken) und des Heiligen Geistes (Arme werden vor der Brust gekreuzt). Amen.
- Kinder beteiligen sich an der Evangeliumsprozession, einfach so oder mit Kerzen und stehen zum Evangelium neben dem Ambo.
- Beim Sprechen des Glaubensbekenntnisses verdeutlicht eine Hand auf der Schulter oder am Rücken des Nachbarn / der Nachbarin, dass wir uns gegenseitig im Glauben stärken.
- Bei der Gabenbereitung helfen Kinder, die Gaben zu holen und/oder die Kollekte einzusammeln.
- Die Kinder werden besondere Friedensboten, wenn sie den Friedensgruß weitergeben.
- Kinder (und Erwachsene) beten das Vaterunser mit Gesten
- Zur Kommunion gehen die Kinder mit vor und bekommen einen Segen. (Hinweise zur Kindersegnung bei der Kommunionspendung gibt es hier)
- Lieder und Gesänge werden mit Bewegungen ausgeführt (s.o. bei „Musik“).
- Auch das Gegenteil gibt es: Stille lässt sich üben, denn Gebet ist auch Entspannung, und Entspannung tut gut. Hilfreich dafür ist ein kluge Einführung und ggf. ein akustisches Signal zur zeitlichen Begrenzung (Klangschale, Triangel-Ton …)
Kinder werden unruhig, wenn sie nicht mehr verstehen, was vor sich geht: wenn das Schriftwort nicht stimmig vorgetragen wird, wenn die Sprache zu kompliziert wird, auch wenn Zeichen nicht für sich sprechen. Wir nehmen an, dass die Erwachsenen uns zuhören und verstehen, wenn sie still sind. Kinder sind nicht so höflich.
Tipps
- Über eine klare, einfache und deutliche Sprache freuen sich nicht nur Kinder.
- Einladungen, Anreden und Aufforderungen werden sprachlich klar an die Versammelten gerichtet.
- Gebete werden sprachlich klar an Gott gerichtet, sind wahrhaftig formuliert und werden von den Vorbetenden ehrlich und echt vollzogen, dann können sich Kinder gut anschließen.
- Fürbittanliegen kindgemäß formuliert, von Kindern für Kinder, wie sie wirklich aus einem Kinderherzen kommen; nur eine vielleicht, aber in jedem Gottesdienst.
- Vielleicht gibt es in der Gemeinde ein Fürbittbuch, in das auch Kinder ihre Anliegen und Sorgen schreiben können. Wenn nicht – legen Sie eines aus!
- Möglich und empfehlenswert sind Einschübe im Hochgebet – vor Präfation und Sanctus, die den Dank für Alltägliches und Besonderes im Leben zum Ausdruck bringen können. (Fragen Sie den vorstehenden Priester!)
- Und es gibt auch besondere Hochgebete für Messfeiern mit Kindern. (Fragen Sie den vorstehenden Priester!)
Wir haben ein reiches Brauchtum rund um unsere Feste, zu dem Kinder beitragen können; Sie sind große Künstler. Auch unsere Kirchenräume und Gottesdienste sind reich an Zeichen und Zeichenhandlungen, die sorgsam und groß – für alle mit- und nachvollziehbar ausgeführt werden sollten.
Tipps
- Funktionsorte in der Kirche für Stationen oder kurze Prozessionen nutzen: Z.B.: Kinder gehen zur Krippe vor und legen einen Strohstern ab als Geschenk oder singen ein Lied; Kinder bringen im Mai oder Oktober Blumen zum Marien-Gedenk-Ort …
- Die Tauferinnerung (mit einem grünen Zweig statt dem Aspergil) liebevoll eingeführt erfrischt jung und alt und ist jeden Sonntag im Eröffnungsteil der Messfeier möglich (s. Messbuch).
- Zeichenhandlungen können das fürbittende Gebet anschaulich machen: Weihrauchkörner werden aufgelegt oder Teelichter angezündet.
- Kinder sind an der Gabenprozession und Bereitung des Altars beteiligt; holen z.B. zusammen mit den Messdiener/inne/n Dinge vom Kredenz-Tisch, der weiter weg vom Altar steht …
- Gebete können mit ausgebreiteten Händen gebetet werden.
- Adventskranzkerze(n) anzünden.
- Kindersegnung an Weihnachten (s. liturgisches Buch „Benediktionale“)
- als Sternsinger den Gottesdienst zum Fest Erscheinung des Herrn mitfeiern
- Kinder beteiligen sich (mit selbstverzierten oder mitgebrachten Kerzen) an der Lichterprozession zum Fest der Darstellung des Herrn.
- Auch Kinder bekommen am Aschermittwoch Asche auf das Haupt.
- Kinder haben für Palmsonntag Palmzweige gebastelt und gehen bei der Prozession mit
- Kinder (und Erwachsene) bringen am Karfreitag Blumen zur Kreuzverehrung mit.
- Kinder bringen Osterbrot und anderes zur Oster- Speisen-Segnung.
- Kinder streuen Blumen an Fronleichnam oder haben einen eigenen Altar gestaltet. Sie haben einen bevorzugten Platz bei der Prozession.
Kinder hören gern und aufmerksam „Geschichten von Jesus“. Sie sind kleine Theologinnen und Theologen und machen sich ihren Reim.
Tipps
- Zu ganz sperrigen Schrifttexten tut vorher eine kurze Erklärung gut.
- Vielleicht ergibt sich aus dem Schriftwort ein Symbol, das neben dem Ambo aufgestellt ist, oder es ist eine kleine Szene mit biblischen Figuren oder Legematerial gestellt. Das könnten die Kinder nach der Schriftlesung anschauen, oder das Symbol wird hochgehoben und allen gezeigt. Wurde zu Beginn des Gottesdienstes schon auf das Symbol hingewiesen, erhöht das natürlich die Aufmerksamkeit.
- Auch ohne das können Kinder noch einmal ausdrücklich angesprochen werden: „Liebe Gemeinde, liebe Kinder, ...“, und wenn die Materie insgesamt nichts für Kinder ist, sind ein paar Extraworte an die Kinder vorweg nicht in den Wind gesprochen.
- Verwenden Sie auch Beispiele aus der Kinderwelt – nicht nur, weil es manchmal sehr lustig ist.
- Manchen liegt es, Kinder und Erwachsene in ein Gespräch zu verwickeln.
- Beliebt dürfte eine „Zwerg-Predigt“ sein: Sie ist nicht nur für die Zwerge bestimmt, sie hat auch zwergenhaftes Format.
Während die Messfeier ihrem Höhepunkt zusteuert, wird es für Kinder besonders schwierig, dran zu bleiben.
Tipps
- Kinder können von der Präfation an um den Altar stehen.
- Es steht sogar im Direktorium: Nach dem Eröffnungsdialog der Präfation können Kinder oder Erwachsene persönliche Danksätze sprechen.
- Beim Sanctus verbinden wir mit unserem Körper Himmel und Erde: Wir stehen fest verwurzelt auf der Erde und strecken uns nach dem Himmel aus.
- In das Hochgebet selbst können Akklamationen eingefügt werden, die vielleicht sogar noch einmal den „roten Faden“ aufgreifen oder mit Gesten begleitet werden.
- Nicht nur die Flambeaus der Messdiener/innen machen den Höhepunkt zum Höhepunkt. Die Kinder können z.B. am Palmsonntag ihre Palmzweige zur Schlussdoxologie hochheben oder in der Adventszeit einen Tannenzweig.
- Das „Amen“ zum Schluss wird schöner als bei Mozart, wenn die Kinder es mit Klanginstrumenten begleiten. Es gibt dazu auch verschiedene Vertonungen.
- Falls schon für die Weihrauchkörner bei den Fürbitten eine Schale im Altarraum steht, können Kinder zur Schlussdoxologie noch einmal nachlegen.
- Das Vaterunser können wir mit Gesten oder in Orantenhaltung beten, oder wir fassen uns alle an den Händen bis in die letzte Bank oder noch weiter.
Nach der Kommunion ist der Gottesdienst bald vorbei. Auf die häufige Frage der Kinder „Wie viele Lieder noch?“, können Eltern jetzt antworten: „Noch höchstens zwei.“ Das beruhigt und eröffnet die Chance auf einen Abschied ohne Hektik: ein gutes Wort oder sonst etwas für den Weg nach Hause und die neue Woche
Tipps
- Nach der Kommunion bietet sich eine Stille an. Da ist Platz für einen kurzen Text, der das Unglaubliche beschreibt, das da geschehen ist.
- Die „Vermeldungen“ sind überhaupt nicht langweilig, wenn sie gut gemacht sind. Kinder wissen, was ein Werbeblock ist.
- Zum Schlusssegen können Eltern und Kinder aufgefordert werden, sich gegenseitig ein Kreuz auf die Stirn zu zeichnen.
- Nicht nur bei den Iren gibt es gute Segensworte.
- Was für den Empfang galt, gilt auch hier: ein gutes Wort für den Heimweg und die neue Woche ist im besten Sinne „verbindlich“.
Zum Abschied kann den Kindern noch einmal so richtig gezeigt werden, dass sie bei uns gern gesehen sind.
Tipps
- Das Schlusslied ist ganz bewusst ein Ohrwurm, der auf dem Nachhauseweg begleitet.
- Kinder bekommen am Ausgang ein „Mitgebsel“: die Geschichte aus der Predigt als Kopie, ein Bild zum Ausmalen oder einen Keks (nicht immer, aber hin und wieder).
- Gibt es bei Ihnen einen Kirchenkaffee, wo Kinder noch mit Freund/inn/en Freunden spielen und Erwachsene sich unterhalten können? Wenn nicht, fangen Sie damit an!
- Die Kinder der Kinderschola verteilen Handzettelchen mit der Einladung zur nächsten Probe.
- Kinder dürfen etwas an die Erwachsenen verteilen.
Für jeden Sonn- und Festtag ein Element, das im ganz normalen Sonntagsgottesdienst mitfeiernde Kinder besonders einbezieht (Erzbistum Münschen und Freising)
Vorschläge für kurze spielerische und kreative Aktivitäten von Kindern im Gemeindegottesdienst sowie für kindgerechtes Mitfeiern beim Sonntagsevangelium (Diözese Gurk-Klagenfurt):
Ausmalbilder zum Sonn- bzw. Festtagsevangelium (Erzbistum Köln)
Arbeitshilfe „Familien im Sonntagsgottesdienst - Familiengottesdienst“ mit Überlegungen und konkreten Vorschlägen (Deutsches Liturgisches Institut)